Bilder, die „die Seele berühren“
Bilder, die „die Seele berühren“
Die Schönheit des Alters
Donnerstag, 22. Januar 2009
Für mich hat jedes Alter seine eigene Schönheit. Wer kennt nicht die wirklich zu Herzen gehenden Bilder von Säuglingen, oder Kindern im Krabbel-Alter? Teenager haben ebenfalls ihre eigene Schönheit auch wenn sie diese oft gar nicht wahr haben wollen - genau so wie die so genannten Erwachsenen. Seltsamer weise nimmt mit zunehmendem Alter der Wunsch nach Bildern von sich selbst deutlich ab.
Möglich, dass der „jung, dynamisch und erfolgreich“-Wahn sein Schärflein mit dazu beigetragen hat. Die ersten grauen Haare, die ersten Fältchen - alles Dinge, die man lieber nicht zeigt. Aber, wie dem auch sei, ich fotografiere seit meiner Jugend leidenschaftlich gerne Portraits und ich habe über die Jahrzehnte hinweg gerade durch die Fotografie gelernt, genauer hinzuschauen. Ja, ich kann sagen, fotografieren ist für mich ein ganzes Stück weit praktizierte Bewußtseins-Arbeit geworden.
Als meine Mutter in ein Alten- und Pflegeheim kam, weil die Demenz es nicht mehr erlaubte ohne „rund um die Uhr Betreuung“ auszukommen, begann ich mich ganz intensiv, mit den Gesichtern dieser wunderbaren alten Menschen zu beschäftigen.
Fasziniert hat mich von Anfang an, dass diese Menschen sich nicht darstellen - nein diese Menschen sind einfach authentisch sie selbst. Eine für mich wirklich wichtige Erfahrung. In vielen Gesprächen habe ich immer wieder festgestellt, dass die meisten alten Menschen sich gar nicht mehr daran erinnern können, aus welchem Jahr, oder Jahrzehnt das letzte, wirklich gut gemachte Foto von ihnen ist. Das hat übrigens gar nichts mit Demenz oder nicht Demenz zu tun - auch die Angehörigen wissen das nicht.
Es hat nicht lange gedauert, da erkannten Heimbewohner und Angehörige, dass es schön wäre, ein ordentliches Foto in einem schönen Rahmen zu haben, und Sohn, Tochter oder Enkel damit zu überraschen. Für sich selbst ein Bild haben zu wollen, daran hat die Generation der heute 80-jährigen und älter, nach meinen Erfahrungen kein Interesse mehr.
Mein fotografischer Anspruch an mich selbst war, die Menschen so zu fotografieren, wie ich sie wahrnehme. Nicht plakativ darstellend, nein, mit viel Feingefühl das abzubilden, was diese Menschen schon lange verloren geglaubt haben - DIE SCHÖNHEIT DES ALTERS.
Es ist mir daher ein inneres Bedürfnis, diese Bilder möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Ganz laut möchte ich rufen: „Schaut hin - das sind Bilder von Menschen aus einem Alten-und Pflegeheim - von Menschen mit Demenz, und von Menschen mit z. T. massiven körperlichen Behinderungen. Das sind vielleicht Bilder von Vater, Mutter, Grossvater oder Großmutter....etc. Auf jeden Fall sind es Bilder von wunderbaren Menschen, von denen ich viel lernen durfte“.
Ganz bewusst habe ich die Fotos in schwarz/weiß gehalten, da hier meiner Meinung nach, das Charakteristische eines jeden Gesichtes viel deutlicher hervortritt. Liebe, Lebensfreude, Erfahrung, Weisheit, Traurigkeit, alles hinterlässt „Lebenslinien“ im Gesicht.
Was mir immer wieder begegnete, war, dass Menschen, denen ich ihr eigenes Bild dann zeigte, spontan meinten - es sei ein Bild von der Mutter, oder vom Vater. Das zeigt mir auch ganz deutlich, wie wenig Menschen im Alter sich selbst anschauen, wie wenig sie sich selbst wahrnehmen. Erzählen, das können sie sehr gut. Beim Fotoshooting erfahre ich, wo sie geboren und aufgewachsen sind, wie viele Geschwister, oder auch Kinder sie haben, womit sie in ihrem Leben zufrieden sind, und was ihnen quer kommt.
Einen der vielen Glücksmomente, die ich durch das Fotografieren der alten Menschen erleben durfte, möchte ich gerne noch mit euch teilen. Ich erinnere mich an eine sehr charmante Dame, die beste Freundin meiner Mutter im Altenheim. Nach einem Foto-Shooting mit ihr, stand sie vom Stuhl auf, hielt sich an ihrer Geh-Hilfe fest, schaute mich an, gab mir ihre Hand und sagte mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen: "Junger Mann, ich weiß zwar nicht wer sie sind, aber das war der schönste Tag in meinem Leben". Ich kenne diese Frau seit Jahren und sehe sie fast jeden Tag. Aber diese Äußerung berührte meine Seele ganz tief drinnen.
Meine Vision von einer eigenen Bildergalerie im Internet ist mit diesem Projekt in Erfüllung gegangen. Jetzt haben auch Angehörige oder Freunde die vielleicht weit von diesen alten Menschen entfernt wohnen, die Möglichkeit, aktuelle Bilder ihrer Lieben sehen zu können. Gerne möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, der ganzen Welt zu zeigen, wie viel "Schönheit, Weisheit, und Liebe" in den Gesichtern von alten Menschen steckt, und damit man sich an meine Message erinnert, steht auf jedem Bild "Die Schönheit des Alters".
In tiefem Respekt und Dankbarkeit verneige ich mich vor der „SCHÖNHEIT DES ALTERS“.
Die wahre Schönheit des Alters zeigt sich in dem Moment, wenn die Seele nach außen tritt, und für alle sichtbar wird.
Wenn das geschieht, zeigt sich die eigene Göttlichkeit eines jeden Menschen von ihrer aller schönsten Seite.