Bilder, die „die Seele berühren“
Bilder, die „die Seele berühren“
Hände im Alter
Mittwoch, 17. Dezember 2008
Meiner Meinung nach haben wir mit den Händen, nach unserer Sprache das Beste Ausdrucksmittel zur Verfügung - oder sollte ich sagen „zur Hand“. Jeder von uns weiß, wie stark Gesten wirken. Oft unterstützen sie nicht nur die Sprache, nein, sie sind in vielen Fällen eine Sprache für sich. Wenn wir jemanden „den berühmten Vogel zeigen“ brauchen wir überhaupt nichts zu sagen, und trotzdem weiß jeder, was gemeint ist.
Alte Hände sind „vom Leben geprägt“, durch Anstrengung und Krankheit gezeichnet, aber wie ich finde beeindruckend sehenswert.
Lasst euch einfach von den „Händen im Alter“ berühren!
Hände sind für mich von großer symbolischer Bedeutung. Nicht umsonst heisst es in der Deutschen National-Hymne „brüderlich mit Herz und Hand“, denn wenn wir die Arme in Schulterhöhe nach links und rechts waagerecht ausbreiten, sehen wir selbst, dass Herz und Hände tatsächlich eine Ebene bilden. Auch war der „Handschlag“ schon immer die Bestätigung für einen Geschäftsabschluss oder ein wirkliches Versprechen.
Aus unserer Kindheit wissen wir - Hände stehen auch für Trost, Herzenswärme und Heilung. Die liebevoll berührende Hand der Mutter auf einer schmerzenden Stelle war oft wirkungsvoller, als die beste Medizin und der beste Arzt.
Hände können zupacken, zuschlagen, streicheln und noch vieles mehr ..... Mit unseren Händen „begreifen“ wir die Dinge um uns herum - und wir können alles im Leben im wahrsten Sinne des Wortes „berühren“.
Mit dem Projekt „Hände im Alter“ habe ich mir zur Aufgabe gestellt:
die Schönheit und Aussage-Kraft der Hände alter Menschen
ins rechte Licht zu rücken.
Ähnlich der „Falten“- die ich gerne „Lebenslinien im Gesicht“ nenne, erkennt man auch an den Händen, ob jemand schwer gearbeitet hat in seinem Leben, oder ob er es sich hat gut gehen lassen.
Ich habe in einem Altenheim in Bad Kreuznach, in dem ich ehrenamtlich tätig bin, Hände bei allen möglichen Tätigkeiten fotografiert. Beim Essen, Trinken oder musizieren, genau so wie bei Aktivitäten im Bereich der Ergo-Therapie.
Bewusst habe ich die Tiefenschärfe immer sehr gering gewählt, um das Charakteristische der jeweiligen Hände heraus zu arbeiten. Die Bild-Entwicklung in „sepia“, dem berühmten bräunlichen Ton, habe ich für diese Serie gewählt, um den Titel „Hände im Alter“ noch besser zu unterstützen.
Eine liebe Freundin aus Österreich - Sonja Raab - hat mir nach dem Betrachten meiner Hände-Bilder ein wunderbares, kleines, wie ich finde unwahrscheinlich passendes und berührendes Gedicht geschrieben. Falls ihr es noch nicht gelesen habt, es steht hier auf dieser Seite gleich rechts neben dem Bild „Witwen Hände“.
Liebe Sonja ich danke Dir, und ich umarme Dich.
verloren
im nichts der zeit
und keine
vergangenheit
gedanken
in dichtem nebel
erinnerung
in knebeln
hier und jetzt
nur das ticken der uhr
die ahnen
eine verwehte spur
farbe blättert
von der wand
der abdruck des ringes
an der faltigen hand
sonja raab